Berichte von Therapieteilnehmern

Ulrich Sch. aus Heidelberg
„Wichtig war in erster Linie für mich, dass ich das Stottern viel besser akzeptieren kann. Ich kann heute ohne weiteres mit Bekannten über diese Problematik sprechen. Das Schamgefühl, welches ich nach einem Block gespürt habe, hat längst nicht mehr einen so hohen Stellenwert wie vor der Therapie. Ich beginne mein Stottern immer mehr zu akzeptieren. Ebenfalls hat mir die Übung mit dem offenen Umgang mit dem Stottern, durch Ansprechen fremder Leute in FFB sehr gut getan. Ich habe gemerkt, dass die Wirkung des Stotterns auf andere Menschen längst nicht so negativ ist, wie ich das vorher angenommen habe. Das hat sicherlich auch zu der größeren Akzeptanz geführt. Auch mein Selbstwertgefühl ist gestiegen, da ich mich als gleichwertiger Mensch mit meinen Stärken und Schwächen besser annehmen kann. Ich versuche auch meine Defizite nicht gleich dem Stottern zuzuordnen, sondern versuche immer häufiger trotzdem Probleme, die durch das Stottern vielleicht verstärkt werden, zu lösen. Ich möchte mich nicht mehr hinter dem Stottern verstecken und deshalb auch mehr Verantwortung für mein Handeln übernehmen. Die Kenntnis über die allgemeinen Stotterziele wird vielleicht, oder bestimmt, zu einer noch größeren Reflektion meiner eigenen Stotterziele führen. Daraus folgt, dass ich ebenfalls besser gelernt habe, mich mit mir auseinanderzusetzen. Ich bin sehr gespannt, welche Erkenntnisse ich langfristig mir erarbeiten kann!“


Thomas J. aus FFM
Ich habe zunächst nicht gedacht, dass mir diese Art von Sprachtherapie helfen würde. Ich war der Meinung, dass ausschließlich nur Atemübungen gemacht werden würden.

Tja! Falsch gedacht. Es hängt viel mehr damit zusammen. Bereits nach der ersten Therapiewoche konnte ich bei mir deutliche Erfolge sehen.

An gewisse Situationen gehe ich jetzt ganz anders heran. Ich sehe nicht mehr die Möglichkeit mich zu blamieren, sondern die Chance mich zu beweisen. Das Material, welches wir in den Therapiewochen ausgehändigt bekommen haben, lese ich mir regelmäßig durch.

Am meisten Halt geben mir die Ermutigungszettel. Es ist schon recht komisch, wie man von anderen Personen gesehen und eingeschätzt wird. Es gibt einem Mut nicht aufzugeben und einfach nach vorne zu schauen und nicht zu vergessen eine gewaltige Portion Selbstbewusstsein, um bestimmte Aufgaben zu meistern.

Vor Gesprächen mit meinen Vorgesetzten habe ich vorher eine große Angst gehabt. Wenn ich an das Vorstellungsgespräch denke, wird mir ganz anderes. Da habe ich massiv gestottert.

Heute mache ich mir keinen großen Kopf darüber. Ich versuche meinen Atem zu steuern und dadurch meine Sprache fließen zu lassen. Ich sehe die Situation als positiv an.

In Stresssituationen falle ich jedoch ins alte Muster und meine Hänger bzw. mein Stottern verstärkt sich wieder. Doch dies geschieht in letzter Zeit immer weniger.

Meine mündliche Beteiligung in der Schule hat sich durch die Therapie auch gebessert. Das Vorlesen in der Klasse scheint plötzlich Spaß zu machen.

Ich bin echt gespannt, wie sich mein Sprechen in der Zukunft entwickeln wird.


Bertram C. aus Göttingen
Nach der individualpsychologischen Stottertherapie für Erwachsene habe ich nun einen umfangreichen Kenntnisstand über meinen Lebensstil, meine Lebensbedingungen und meinen Stand in meinen Lebensaufgaben.

Ich habe verstanden, warum es mir schwer fällt, Kontakte aufzubauen und Nähe zuzulassen. Ich habe erkannt, dass ich dazu mein Stottern einsetzte.

Heute kann ich z. B. in Gesprächssituationen mit Fremden „bei mir bleiben“. Ich kann mich von dem Gedanken, was die anderen wohl über mich denken, lösen und für mich entscheiden, ob ich etwas sagen möchte.

Ich habe es gelernt, meinen Standpunkt fest zu vertreten. Das verleiht mir ein Gefühl der Sicherheit und lässt mich mein Stottern nicht mehr brauchen.

Heute bin ich in allen Gesprächssituationen entspannter. Ich lebe nach den Sätzen: „So wie ich bin, bin ich gut genug!“ und: „Ich vertrete sicher meinen Standpunkt.“

Ich habe es gelernt, mich als gleichwertigen Gesprächspartner zu sehen. Wenn mir heute im Gespräch stottern bei mir auffällt, brauche ich mich darüber nicht mehr zu ärgern oder dafür zu schämen. Vielmehr ist es interessant für mich danach zu schauen, warum es in dieser Situation wieder auftrat. Dadurch kann ich eine  ähnliche Situation für mich beim nächsten Mal anders werten, um das Stottern nicht mehr zu benötigen.


Angela G. aus Berlin
Hallo Maria,

ich muss dir etwas merkwürdiges berichten:

Nach der letzten Therapiewoche war ich erst eine Woche wieder zuhause, wo das Sprechen einfach hervorragend lief, so dass ich fast schon damit zufrieden war, und dann eine Woche über Ostern zuhause bei meinen Eltern. Mein Onkel und meine Tante, die ich auch schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte (1 – 2 Jahre), waren gerade zu Besuch während der Zeit, und ich bin schlagartig von einem Tag auf den anderen wieder in meine alten Verhaltensmuster gefallen und hab gestottert „wie in meinen besten Zeiten“. Als ich danach wieder zuhause war, war alles wie weggeblasen, und ich habe frei und munter geredet wie zuvor! Was sagst du dazu!


Olli J. aus Göttingen
Freies Sprechen (beim Vortrag):

  1. Die Erfahrung, die ich während meines Studiums im freien Vortrag im Zuge der mündlichen Abschlussprüfung gemacht habe, war durchaus positiv. Mir kam es vor, als ob ich nicht gestottert habe; die gute Vorbereitung hat mir sicherlich das nötige Selbstvertrauen gegeben.

Insgesamt kann ich behaupten, dass ich im Verlauf der Therapie mich deutlich besser mit meinem Stottern identifizieren kann, d. h. dass ich dem Stottern nicht mehr soviel Bedeutung und negative Gefühle beimesse. Ich versuche mich mit meinen unbewussten Stotterzielen auseinanderzusetzen und versuche den subjektiven Nutzen anhand meiner „Prioritäten“ zu deuten.

Hier besteht insbesondere noch Arbeitsbedarf im konstruktiven Auseinandersetzen mit meiner Freundin, da ich im Streit mehr stottere als im normalen Umgang mit ihr.

Mein Stottern im Streit könnte mit mehreren Prioritäten verknüpft sein, die vornehmlich zu einer kurzfristigen Schonung führen, also vom eigentlichen Streitthema ablenken. Weiterhin werde ich im Streit abgelehnt:

„gefallen wollen“ => Stottern

oder

„Kontrolle“ => Stottern => ich habe dann die Möglichkeit, dem Streitgespräch mein Tempo zu diktieren.
                                   

Im Streit bin ich schnell überfordert, fühle mich unterlegen und komme schneller in die Stottersymptomatik.



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